Kirchentag entschuldigt sich für Ausladung der Professoren Ulrich Duchrow und Farid Esack vom Dortmunder Kirchentag 2019. In diesem Jahr wird es ein Gespräch mit dem Vorstand geben. In der Folge des Konflikts ist eine Studie zur Instrumentalisierung der Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) entstanden.
Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag war es bereits seit einigen Jahren Tradition, dass das Kairos Palästina Solidaritätsnetz nicht zur Mitgestaltung des Kirchentags eingeladen wurde, so dass 2015, 2017 und 2019 eigene Kairos-Veranstaltungen am Rande der Kirchentage in Gemeinden oder kirchlichen Einrichtungen organisiert werden mussten.1 2019 in Dortmund geschah nun aber etwas Unerhörtes. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hatte im Kirchentag zu einem Workshop unter dem Thema „IMPERIEN DES MAMMONS ODER WEGE DER GERECHTIGKEIT“ als Referenten außer Ulrich Duchrow auch den international bekannten muslimischen Befreiungstheologen Farid Esack eingeladen. Das nahm die antideutsche2 Internetplattform „Ruhrbarone“ zum Anlass, die beiden Referenten, die die gewaltfreie BDS-Bewegung zur Durchsetzung des Völkerrechts in Palästina, also Boykott, Desinvestition und Sanktionen im Blick auf den Staat Israel unterstützen, als Antisemiten zu diffamieren. Trotz dieser obskuren Quelle und obwohl die Veranstaltung gar nichts mit Palästina/Israel zu tun hatte, reagierte die Kirchentagsleitung reflexartig und forderte die Stiftung auf, die beiden Referenten auszuladen oder die Veranstaltung abzusagen mit der Begründung, es handele sich um „… zwei Vertreter, zwei Podiumsteilnehmer, die sich der BDS-Bewegung zugehörig fühlen und die sich nicht klar gegen Antisemitismus abgrenzen oder sogar das befürworten…“.3 Den zweiten Teil des Satzes kann man leicht als Lüge erkennen, wenn man sich die website von BDS-Südafrika und das vorliegende Buch anschaut4. Inzwischen hat der Präsident des Kirchentages Hans Leyendecker sein Bedauern über diesen Vorfall ausgedrückt. Auch hat Generalsekretärin Prof. Julia Helmke zugestimmt, Elisabeth Raiser, eine frühere Kirchentagspräsidentin, Konrad Raiser, den ehemaligen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, zusammen mit Ulrich Duchrow, der selbst 20 Jahre im Präsidium des Kirchentages mitgewirkt hat, zu einem Gespräch mit dem Vorstand einzuladen, in dem über den zukünftigen Umgang des Kirchentags mit der Palästina/Israel-Frage beraten werden soll.
In einem Brief bedauert der Kirchtagspräsident Hans Leyendecker diese Ausladung. Die Generalsekretärin des Kirchentags gestattete nun den Betroffenen, diesen Brief als öffentliche Entschuldigung des Kirchentages zu publizieren. Dies geschieht, zusammen mit dem Antwortbrief von Ulrich Duchrow, in der Form eines Anhangs zu dem von ihm und Hans G. Ulrich herausgegebenen 3. Auflage des Buches Religionen für Gerechtigkeit in Palästina-Israel – Jenseits von Luthers Feindbildern: Stiftung Hirschler, Januar 2020. Der Verleger macht dies in einer Presseerklärung bekannt, die von Publik-Forum
1. Presseerklärung Hirschler-Verlag zu Kirchentagsentschuldigung
3. Brief des Kirchentagspräsidenten Leyendecker an Ulrich Duchrow
4. Antwortbrief von Ulrich Duchrow an Kirchentagspräsident Leyendecker